Rosenheimer Energiedialoge hielten Workshop zu PV-Balkonkraftwerke ab

Auf vielfachen Wunsch veranstalteten die „Rosenheimer Energiedialoge“ am 15. Oktober 2024 an der FOS/BOS Rosenheim einen Workshop unter dem Titel „PV-Balkonkraftwerke – Schritt für Schritt installieren“, diesmal auch mit Unterstützung des Vereins Energie Beratung Kolbermoor und der VHS Kolbermoor. Hauptreferent im proppenvollen Hörsaal war Anton Keilhauer, Informationstechniker-Meister und 20 Jahre Dozent an der Meisterschule in München. Er beschäftigt sich schon lange mit erneuerbaren Energien, insbesondere mit der Photovoltaik. Nach seinem interaktiven Vortrag konnten sich die Besucher an verschiedenen Stationen praktische Tipps und Anleitungen zur Installation und Nutzung holen.

Anton Keilhauer beschrieb das Balkonkraftwerk als kleine PV-Anlage, deren Module aus Sonnenstrahlung Gleichstrom erzeugen; über einen Wechselrichter wird dieser in das häusliche Netz eingespeist. Strom, der dort nicht benötigt wird, fließt ohne Vergütung ins öffentliche Netz. Ein typischer Balkonkraftwerk-Bausatz besteht aus 2 bis 4 PV-Modulen, einem Mikrowechselrichter samt Montagewinkeln dafür und einem steckfertigen Satz an Kabeln. Die Modulkabel kann man bei Bedarf durch fertige Kabel mit Stecker und Buchse verlängern. Den Wechselrichter sollte man nicht direkt an den Modulen befestigen, um Überhitzungsprobleme zu vermeiden. Die Module lassen sich nicht nur senkrecht am Balkon montieren, sondern alternativ auf dem Schrägdach oder schräg an der Fassade, aufgeständert auf dem Flachdach oder auf dem Boden. In jedem Fall braucht man eine stabile mechanische Unterkonstruktion, die fest mit dem Gebäude oder dem Boden verbunden sein muss, um auch Wind- und Schneelast standzuhalten. Das unterschiedliche Temperaturverhalten der verwendeten Materialien ist zu berücksichtigen. Für die Befestigung auf Ziegeldächern empfahl der Referent, statt der üblichen Kombination aus Dachhaken und bearbeiteten Dachziegeln lieber spezielle Blechziegel zu verwenden. Diese sind teurer, können aber Schäden am Dach durch falsche Montage, Wind- und Schneelast vermeiden. Werden größere Anlagen montiert, ist Vorsicht geboten: In Reihe geschaltete PV-Module können bei Lichteinfall lebensgefährliche Gleichspannungen von mehreren 100 V erzeugen. Auch durch Berührung statisch aufgeladener Metallteile ist ein Stromschlag möglich.

Mit einem einfachen PV-Balkonkraftwerk kann man 25 bis 30 % Strom sparen. Selbst bei ungünstigen Verhältnissen amortisieren sich die Anlagen schon nach 3 bis 4 Jahren. Um die überschüssige Energie selbst zu nutzen, kann man sie in einer zyklenfesten Batterie, am besten mit Lithiumeisenphosphat-Zellen, für die Nachteinspeisung zwischenspeichern. Für die reine Notstromversorgung wichtiger Verbraucher reicht eine preisgünstige Batterie, z. B. ein wartungsfreier Blei-Gel-Akku; man braucht aber einen zweiten Wechselrichter. Beide Möglichkeiten lassen sich auch kombinieren. Je komplexer das System, desto mehr Steuer-Elektronik wird notwendig und desto eher ist fachmännische Hilfe gefragt.

Zu den Neuerungen 2024 gehört, dass der Anschluss per Schuko-Stecker erlaubt ist. Dennoch behalten Wieland- und Betteri-Stecker ihre Berechtigung: Sie können durch Kinder nicht einfach herausgezogen werden und sind z. B. gegen Regen besser abgedichtet. Allerdings muss die Steckdose durch eine Elektrofachkraft montiert werden. Die Einspeiseleistung wurde auf 800 W erhöht. In Haushalten mit einem alten Ferraris-Zähler darf dieser bei Einspeisung ins Netz rückwärts laufen, was PV-Balkonkraftwerke dort besonders attraktiv macht. Bis 2026 entfällt die Mehrwertsteuer. Die Anmeldung ist vereinfacht, ebenso wie die Installation für Mieter und Wohnungseigentümer.

Anschließend konnten sich die Besucher an verschiedenen Stationen in der FOS/BOS-Aula noch genauer über wichtige Aspekte von PV-Balkonkraftwerken informieren. Fachleute standen für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung. Mehrere Module mit unterschiedlichen Halterungen samt Wechselrichtern wurden gezeigt. Auch ein Beispiel für die Modul-Befestigung am Schrägdach per Blechziegel war zu sehen. Ein Flussdiagramm veranschaulichte die Registrierung der Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur.

Die „Rosenheimer Energiedialoge“ sind eine mehrteilige Veranstaltungsreihe der TH Rosenheim, des Landkreises Rosenheim, dem Klimaschutzmanager der Stadt Kolbermoor, des Rosenheimer Solarfördervereins (Rosolar) sowie dem BUND Naturschutz Rosenheim gemeinsam mit der ezro. In regelmäßigen Abständen werden Informationsveranstaltung und Vorträge zu den Themen Energiewende und Nachhaltigkeit an verschiedenen Orten in Stadt und Landkreis Rosenheim organisiert. Die Teilnahme ist kostenlos.